Passow

Passow ist ein Ort im Landkreis Uckermark in Brandenburg (Deutschland). Bis zum 18. April 2022 war Passow Zentrum einer eigenständigen Gemeinde, seit dem 19. April 2022 ist es Ortsteil der Stadt Schwedt/Oder.

 
Gemeinde Passow (1998–2022)

Die selbstständigen Gemeinden BriestJamikow und Passow schlossen sich am 31. Dezember 1998 zur Gemeinde Welsebruch zusammen, die vom Amt Oder-Welse verwaltet wurde. Am 26. Oktober 2003 wurde die Gemeinde Schönow eingegliedert. Am 1. Oktober 2004 wurde die Gemeinde nach dem zentralen Ort in Passow umbenannt.

Die Gemeinde hatte 1445 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2020) auf einer Fläche von 51,38 km². Neben den Ortsteilen BriestJamikow, Passow/Wendemark und Schönow gehören die Wohnplätze Ausbau und Wendemark zur Gemeinde. Auf der Gemarkung Passow liegt das Areal des abgegangenen Vorwerks Friedensfolge.

Mit der Auflösung des Amtes Oder-Welse zum 19. April 2022 wurde die Gemeinde aufgelöst und als vier Ortsteile in die Stadt Schwedt/Oder eingemeindet. Dabei wurde Passow/Wendemark in Passow umbenannt.

Der Name stammt vom altslawischen prah und deutet auf den slawischen Lokator hin, also Ort des Parš.

Archäologische Ausgrabungen im Areal der Umgehungsstraße westlich von Passow erbrachten zwischen November 2003 und Dezember 2005 rund 1.350 archäologische Befunde in sechs Arealen beiderseits der Welse. Entdeckt wurden Funde aus der späten Mittelsteinzeit, Keramikniederlegungen und Einzelgräber aus der Jungsteinzeit sowie vor allem aus der jüngeren Bronzezeit und der älteren Eisenzeit. Besonders erwähnenswert sind dabei linear angeordnete, parallele Reihen von Gruben, die mit zersprungenen Steinen verfüllt worden waren. Der Ausgräber Erwin Cziesla schreibt: „Zusammen mit den neolithischen Keramik-Deponierungen, den ebenfalls neolithischen Gräbern (inkl. jener aus der Umgebung von Passow) wie auch dem – wenn auch nur in Ausschnitten untersuchten – Areal von Passow 26 sowie den Funden aus Passow 20, wird hier eine ritualisierte Landschaft greifbar, die seit rund 4.000 v. Chr. Bestand hatte und vermutlich bis in die Römische Kaiserzeit von Bedeutung war, denn es fanden sich auch Befunde und ein Brunnen aus dieser Zeitstellung.“ Jüngere, frühslawische Befunde lassen den Ausschnitt einer dörflichen Siedlung erkennen.

Als Parsowe wurde der als Angerdorf angelegte Ort 1296 erstmals schriftlich erwähnt. Über Porszow entwickelte sich der Ortsname zu Passow (Mitte des 15. Jahrhunderts). Ehemals in mecklenburgischem Besitz befindlich, kam Passow 1355 zusammen mit Crussow und der Burg Zichow an Pommern.

Die Passower Feldsteinkirche frühgotischen Stils stammt aus dem 3. Viertel des 13. Jahrhunderts. Im 18. Jahrhundert wurde der Westturm angebaut, der 1822 um einen Turmaufsatz erweitert wurde. Zur Ausstattung der Kirche gehört ein spätgotischer Flügelaltar (Anfang des 16. Jahrhunderts) und eine Renaissance-Kanzel (Anfang des 17. Jahrhunderts).

1734 zählte man in Passow 226 Einwohner, 1895 590 und 1946 808 (darunter viele Umsiedler). Von 1971 bis 1981 stieg die Einwohnerzahl von 748 auf 1.243 u.a. durch die Eingemeindung von Wendemark im Jahr 1974 und durch die Schaffung von Wohnraum in Neubauten in der Schulstraße.

1840 bis 1843 wurde die Bahnstrecke Berlin–Stettin gebaut, an der Passow liegt. Vom Bahnhof Passow wurde damals der gesamte Post- und Personenverkehr nach Prenzlau, Pasewalk, Pommern und Rügen abgewickelt. 75 Postkutschen standen bei jedem Zug zur Weiterbeförderung der Passagiere und der Post bereit. Die Bahnstrecke nach Stralsund sollte ursprünglich in Passow von der Bahnstrecke Berlin–Stettin abzweigen. Schließlich wurde die neue Strecke ausgehend von Angermünde aus gebaut. Der Passower Bahnhof verlor so seine überregionale Bedeutung, und viele Fuhrleute verloren ihre Arbeit.

Passow gehörte seit 1817 zum Kreis Angermünde in der preußischen Provinz Brandenburg. 1952 wurde der Ort in den Kreis Angermünde im DDR-Bezirk Frankfurt (Oder) eingegliedert. Seit 1993 liegt er im brandenburgischen Landkreis Uckermark.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Passow_(Schwedt/Oder) (31.10.2022)

Passow – ein Dorf in der Uckermark
Ein kleiner Streifzug durch die Geschichte des Ortes
Abwechslungsreich und interessant ist die Geschichte unseres Ortes, eng ver­bunden mit der Uckermark. Seit der Mensch seinen Fuß in dieses Gebiet setz­te und die riesigen Eichenmischwälder durchstreifte, ist seine Anwesenheit auch in der Gemarkung Passow nachweisbar. So fand man Flintgeräte aus der Zeit von 8000 – 4000 v. u. Z. am „Baggerpfuhl“ und auf einem Acker am Weg nach Grünow.
In der Jungsteinzeit (4000 – 1800 v. u. Z.) verweilten die Menschen schon etwas länger an einem bestimmten Ort. Für unser Gebiet lassen sich solche Stellen am „Holzwerder“ und an der „Alten Dorfstelle“, dem jetzigen Sportplatz, nachweisen. Hier fand man Gefäßscherben, Steinbeile, Steinäxte und Feuersteinmeißel. Am „Schindertanger“ wurde ein Großsteingrab aus dieser Zeit entdeckt. Auch die auf dem „Sandwerder“ gefundenen Feuersteingeräte legen Zeugnis der damaligen Besiedlung ab. Für die Bronzezeit von 1800 – 800 v. u. Z. sind für Passow fünf Grabhügel beim „Schindertanger“ nachweisbar. Außerdem wurden Scherben aus dieser Epoche auf der „Alten Dorfstelle“ sowie ein Dellenstein zur Bearbeitung von Bronzegeräten am „Holzwerder“ gefunden. In der anschließenden Zeit von 800 bis zur Zeitenwende bildeten sich die germanischen Stämme heraus, die in zunehmendem Maße neben der Bronze nun auch das Eisen verwenden.
Diese auch als Eisenzeit bezeichnete Periode wird in Passow durch eine eiserne Fibel (Gewandnadel) und eine Kropfnadel belegt, gefunden auf dem „Schindertanger“. Hier fand man auch Bestattungsstellen von Feuerbestattungen aus dieser Zeit. Scherben, gefunden auf dem „Burgwall“, und eine Siedlungsstelle mit Steinpflaster im „Passower Tanger“ beweisen ebenfalls eine lebhafte Besiedlung in dieser Periode.
Für die nun folgende Zeit von der Zeitenwende bis 400 u. Z. sind für Passow zwei große Siedlungen festgestellt worden. Sie sind durch Scherben, Schlacken, Tellerscherben, Glasschmelzstücke und Spinnwirtel belegt. Die eine am „Holzwerder“, die andere auf dem „Pintschovius Acker“ an der Grünower Grenze nördlich der Straße. Auf letzter fand man außerdem noch ein Siebgefäß und eini­ge Löffel. Die Siedler dieser Zeit rechnet man den germanischen Burgundern zu. Ende des 4. Jh. verlässt der größte Teil der Bewohner unseren Raum und wandert nach Westen ab.
In das nun fast unbewohnte Land zogen von Osten und Südosten kommend sla­wische Volksgruppen ein. Mit diesen neuen Bewohnern beginnt die engere Geschichte unserer Heimat, las­sen sich z. B. doch erst jetzt die Namen unserer Landschaft sowie der unseres Ortes deuten. Leitet man den Namen „Uckermark“ noch vom Namen der einsti­gen Bewohner (Ukranen) ab, so ist es bei unserem Ortsnamen nicht so zweifels­frei. Zudem gibt es außer unserem Passow noch Orte gleichen Namens in den Kreisen Demmin, Gadebusch und Lübz.
Für die Slawenzeit von 700 – 1200 u. Z. sind bei uns größere Siedlungsbereiche festgestellt worden. So auf der alten „Dorfstelle“, dem „Burgwall“, am „Welsepaß“ bei der Welsemühle und im „Erlenbruch“.. Auf allen diesen Stellen wurden Gefäßscherben, Schlackestücke, Eisenteile, Wannenränder, Spinnwirtel, Wetzsteine und viele Knochen von Rindern, Schafen und Ziegen sichergestellt. Außerdem wurden zwei Einbäume in der Wiese am „Eierkokeseck“ gehoben.
Es war den Westslawen eigen, dass sie vor allem an Seen und Flussläufen siedel­ten, wo sie genügend Wasser für ihr Vieh fanden, Fischfang betrieben und durch Brandrodung Felder schufen. Dabei benutzten sie auch die vorhandenen germa­nischen Siedlungsreste.
Unser Raum war nun insofern besonders günstig, lag doch hier ein brauchbarer Übergang über die Welseniederung mit einer bedeutenden Handelsstraße.
In der weiteren Geschichte ab 1200 kamen aus dem Westen deutsche Siedler und legten das neue, jetzt noch bestehende Angerdorf an. Nach dieser Neugründung wurde bald das slawische Dorf an der „Alten Dorfstelle“ aufgegeben. Um diese Zeit muss auch an Stelle der slawischen Burg eine Turmburg errichtet worden sein, die die gleichen Aufgaben wie ihre Vorgängerin übernahm und zeitweilig auch als Zollstätte diente. Die Passower Burg gehörte vor allem zu den Befestigungen an der Welselinie, die hier die Grenze zwischen Brandenburg und Pommern bildete, nachdem 1250 im Vertrag von Hohenlandin die Uckermark im Austausch mit Wolgast brandenbur­gisch geworden ist. Diese Burg hat für unseren Ort eine besondere Bedeutung. Wie und warum es zu einem Streit zwischen dem Komtur des Tempelordens zu Rörchen, Jordan von Esebeck, und den Brüdern von Blankenburg gekommen war, sei dahingestellt. Um diesen Zank jedoch unter Zeugen zu schlichten, diese waren u. a. Dietrich, Probst von Gramzow, sowie Gottfried, Ritter von Greiffenberg, wählte man als Verhandlungsort das „Hus to Parsowe“. Da über die Beilegung des Zwistes eine Urkunde angelegt wurde und diese sich erhalten hatte, gilt diese als erste urkund­liche Erwähnung unseres Dorfes. So geschehen im Jahr 1296. Auch die damalige Schreibweise des Ortsnamens ist hier nachlesbar.
Im weiteren Verlauf der Geschichte wird die Burg noch des öfteren eine Rolle spie­len. In den Auseinandersetzungen zwischen Brandenburg, Pommern und Meck­lenburg wird sie immer wieder in Mitleidenschaft gezogen. So z. B. 1325, wo sie mit anderen Schlössern der Uckermark an Mecklenburg verpfändet oder 1355, wo sie als „castrum Porssow“ an Pommern abgetreten wurde. Die neuerliche Schreibweise des Ortsnamens ändert sich noch öfter. So um 1370, wo unser Dorf unter Partzow bzw. Parssow erwähnt wird. Ab dem 15. Jh. taucht der Ortsname als Possow, Basso und Paßow auf, bis sich endlich ab 1577 die heutige Schreibweise durchsetzt.
1459 wird die Gemeinde als Kirchendorf erwähnt. Somit ist die Kirche, allerdings ohne den Turm, das älteste Gebäude unseres Dorfes. In ihr befindet sich ein noch heute bedeutender Altar. Dieses Kunstwerk, ein spätgotischer Flügelschrein (um 1520) ist wohl unter dem Einfluß des als lübisch geltenden Altars der Prenzlauer Marienkirche entstanden.
1472 wird eine Mühlenstätte angegeben, und 1486 spricht man von einer Mühle, die dem v. Arnim zu Zichow gehört.
1536/37 bestanden drei Anteile am Dorf. Einmal der v. Arnim – Mürowsche. Er wird angegeben mit 10 Hufen, vier Bauern, einem Krug, Kossäten, dem Burgwall und Zoll sowie anderen Gerechtigkeiten. Zum anderen zwei v. Falckenbergische Anteile. Der eine bestehend aus 12 Höfen mit 16 Hufen, Herrenholz und Straßenrecht. Der andere aus einem Hof mit vier Hufen, den die v. Falckenberg schon seit 1521 in ihrem Besitz hatten.
1543 wird Passow durch die Grafen v. Hohenstein zu Vierraden erworben, die auch als Patrone der Kirche genannt werden. Diese wiederum veräußern ihren Erwerb 1577 an den Kurfürsten Johann Georg, der damit Matthäus v. Arnim ent­schädigt. Dieser hatte dem Kurfürsten seinen Anteil in Biesenbrow überlassen. Ausgenommen davon war die Mühle. Diese musste dem Kloster Grannzow jährlich 1/2 Pfund Pfeffer und 2 Pfund Ingwer liefern.
Während des 30jährigen Krieges (1618 – 1648) waren die Menschen unseres Ortes großen Unbilden ausgesetzt. Egal, wer sich am Welsepaß verschanzte, die Bauern und Bewohner wurden ausgeplündert.
Zählte Passow 1624 noch 16 Bauern mit 16 1/2 Hufen und 15 Kossäten, waren es 1687 nur 8 Bauern und 12 Kossäten. Sicherlich auch eine Folge des 30jähri­gen Krieges. Im letztgenannten Jahr gingen die schon erwähnten drei Anteile des Dorfes in den Besitz der v. Dieringshofen über. Nachdem Kurfürst Friedrich Wilhelm 1685 im Edikt voii Potsdam den in Frankreich wegen ihres Glaubens verfolgten Hugenotten Glaubensfreiheit und Starthilfe zugesagt hatte, wanderten im 17. und 18. Jahrhundert etwa 20.000 von ihnen in Brandenburg-Preußen ein. In der nach dem 30jährigen Krieg weitgehend entvölkerten Uckermark entstanden in Schwedt, Angermünde, Prenzlau, Vierraden und anderen Orten französische Kolonien. Erst in der Mitte des 18. Jh. schwand der Gebrauch der französischen Sprache, es fand eine Assimilation mit der deutschen Bevölkerung statt. In unserer Gemeinde weisen Namen wie Düclos auf die französische Abstammung hin.
Die französischen Siedler führten unter anderem auch in Passow den Tabakanbau ein, der seit dieser Zeit in der Landwirtschaft des Ortes bis in die Gegenwart von Bedeutung war. Zahlreiche große Tabakscheunen sind noch gut erhalten.
Auch in der Sprache haben sich im Zusammenhang mit dem Tabakanbau franzö­sische Begriffe erhalten: z. B. Kutsche (frz. la couche) – Anzuchtsbeet für Tabakpflanzen. Im Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) kamen die Schweden, die in den Krieg gegen Preußen eingetreten waren, 1757 bis nach Prenzlau.
Die Kriegstruppen, die nur notdürftig ausgerüstet waren, besorgten sich alles, was sie brauchten, aus der Uckermark, vor allem Pferde. Bei ihren Raubzügen tauchten sie auch in Schwedt und im Raum Angermünde auf. Überlieferungen schildern, dass sich die Passower nur noch nachts in ihr Dorf trauten. Dabei durften sie sich jedoch nicht erwischen lassen, denn sie wurden von den Schweden als Geiseln genutzt, um die Bauern zur Lieferung von Lebensmitteln und Kriegsmaterial zu zwingen.
1805 gab es in Passow 17 Bauern, 3 Kossäten, 1 Büdner, 11 Einlieger und eine Wassermühle.
Im Zusammenhang mit den allgemeinen preußischen Reformen nach den Freiheitskriegen (1813) entstand der Kreis Angermünde als administrative Einheit. Passow gehörte nun zu diesem Kreis. Der seit dem Mittelalter bestehende Großkreis Uckermark wurde in drei Teile zerschlagen, die Kreise Prenzlau, Templin und Angermünde.
Dabei durften sie sich jedoch nicht erwischen lassen, denn sie wurden von den Schweden als Geiseln genutzt, um die Bauern zur Lieferung von Lebensmitteln und Kriegsmaterial zu zwingen.
1805 gab es in Passow 17 Bauern, 3 Kossäten, 1 Büdner, 11 Einlieger und eine Wassermühle.
Im Zusammenhang mit den allgemeinen preußischen Reformen nach den Freiheitskriegen (1813) entstand der Kreis Angermünde als administrative Einheit. Passow gehörte nun zu diesem Kreis. Der seit dem Mittelalter bestehende Großkreis Uckermark wurde in drei Teile zerschlagen, die Kreise Prenzlau, Templin und Angermünde.
Bedeutend und belebend für die Entwicklung unseres Dorfes war die Eisenbahnanbindung durch den Bau der Strecke Angermünde – Stettin. Am 15. 08.1843 konnte die gesamte Strecke Berlin – Angermünde – Stettin übergeben werden. Der damalige König Friedrich Wilhelm IV., der an der Einweihungsfahrt teilnahm, kam an diesem Tag zweimal durch Passow. Der Passower Bahnhof hatte bei sei­ner Entstehung gleichzeitig eine -Restauration mit einem Schießstand. Die Pächterin, eine Witwe Ceutner, zeigte im Angermünder Anzeiger am 07. Juni 1851 an, daß dieser täglich benutzt werden kann. Auch würde sie für Speisen und Getränke bestens sorgen.
1860 wurden im Ort drei Mühlen betrieben: Dampf-Gettreidemühle, Wasser- Getreidemühle, Wasser-Sägemühle.
1861 wird die Passower Kirche Mutterkirche, später aber wieder Tochterkirche von Stendell.
1867 sind angeführt: 1 Schulze, 13 Bauern, 1 Landwirt und Kaufmann, 2 Mühlenbesitzer, 1 Zollpächter, 1 Bäckermeister, 2 Schneidermeister, 1 Rittergutsbesitzer, 1 Inspektor, 1 Förster, 1 Krugpächter.
Die Jahre 1914 bis 1918 brachten auch den Passowern großes Leid, 24 junge Männer fielen an den Fronten.
Allen Opfern zu Ehren wurde 1920 beschlossen, ein Kriegerdenkmal zu errichten. Angeregt wurde dieses Denkmal durch den Lehrer Karl Knaak. Er führte eine Sammlung durch, bei der 5.000,00 RM zusammenkamen. Am 29.12.1920 wurde das Denkmal eingeweiht. Insgesamt betrugen die Baukosten 20.000,00 RM.
Anfang des Jahres 1919 wurde in Passow ein neuer Friedhof angelegt, unmittel­bar an der Grünower Straße gelegen.
Im Herbst des Jahres 1919 wurde die elektrische Lichtleitung fertiggestellt. Nun erstrahlten auch die Passower Bauernhöfe und die Häuser der Bewohner im Lichterglanz.
Die Zeit des Faschismus begann für die Passower damit, daß der Ort 1933 Stützpunkt der NSDAP wurde. Zur Vorbereitung des Erntedankfestes 1933 wurde beschlossen, einen Schießstand zu errichten.
Auch der II. Weltkrieg forderte von den Passowern seinen Tribut, 39 junge Menschen mussten ihr Leben lassen, viele kehrten verwundet zurück. Passow gewann bei den letzten Kriegshandlungen dadurch an Bedeutung, weil es an einem strategisch wichtigen Eisenbahnpunkt lag. Der Heimatforscher Günter Prütz aus Gartz/O. beschäftigte sich mit den letzten Kriegsereignissen in unserem Raum, der zum Abschnitt des „Oderkorps“ gehörte. Am 31.03.1945 trafen die Panzergrenadierausbildungsbataillone 70 und 76 in Passow ein. Am 18. April 1945 wurde die 23. SS PGD aus Passow abgezogen, und am 23. April 1945 wur­den Teile der 1. Marineschützendivision in den Raum Passow verlegt, die einen Tag später in Richtung Casekow angriffen. Laut Operationsplan der 2. Belorussischen Front sollte Passow bereits am 22.04.1945 von der 49. Armee eingenommen werden. Die 42. Smolensker Schützendivision der 49. Armee erreichte jedoch erst am 26. April 1945 Passow von Stendell her und ging in Richtung Briest weiter. In diesem Kampf mussten noch viele junge Menschen ihr Leben lassen. In Passow wurden 78 deutsche Soldaten beigesetzt, die meisten unbekannt. Ihre Gräber werden heute noch gepflegt.
Die Passower Bürger waren auf der Flucht, der Ort verlassen. In der folgenden Zeit musste auch in der sowjetischen Besatzungszone das Leben normalisiert wer­den. Es fehlte an vielen Dingen des täglichen Lebens, denn der Krieg hatte über­all seine Spuren hinterlassen. Die Felder waren vermint, und die Wälder lagen vol­ler Munition.
Von den Ereignissen eingeholt, kehrten die Passower in ihr Dorf zurück. Hier tra­fen sie nun auf Menschen, die von Osten kommend, nicht umkehren konnten. Teilweise zogen sie weiter, teilweise blieben sie auch in der Hoffnung, eine neue Heimat gefunden zu haben. Das hieß nun für alle zusammenzurücken und das Wenige noch zu teilen. Dementsprechend groß war die Not.
Das Leben musste auch in Passow weitergehen, und so wurde Herr Georg Volkmer als Bürgermeister eingesetzt. Wie überall wurde am 01.10.1945 die Schule wie­dereröffnet. 159 Kinder, davon 92 Passower, fanden sich in der Schule ein und wurden von zwei Lehrkräften, Frau Schulz und Frau Braunschweig, unterrichtet. Die Einwohnerzahl betrug am 31.12.1945 840 Personen. 1944 hatte der Ort 640 Einwohner.
1946 wurden in Passow 935 ha Land enteignet und aufgeteilt. Die Veranstaltung musste in der Kirche durchgeführt werden. Es stand kein anderer Raum zur Verfügung, denn im Saal der Gaststätte lagerte Getreide. Der letzte Gutsbesitzer, von Dieringshofen, war bereits im Jahre 1944 verstorben, der Gutsverwalter 1945 geflüchtet.
1946 war Hermann Hausmann Bürgermeister des Ortes. Er war wesentlich an der Bodenreform beteiligt. Mit der Enteignung des Großgrundbesitzes wurden in Passow 935 ha an Neusiedler und Kleinbauern übergeben. Im Jahre 1951 waren in Passow aus der Bodenreform entstanden: 13 Betriebe bis 1 ha, 6 Betriebe mit 5 bis 10 ha, 62 Betriebe mit 10 bis 15 ha, 11 Betriebe wurden aufgestockt (24 ha) und 13 ha wurden nicht aufgeteilt.
Mit der Bodenreform entstanden auch in Passow die ersten Siedlungshäuser. 1951/52 bekam das Dorf mit der Gartenstraße so eine neue Straße.
Am 02.01.1952, die DDR war bereits gegründet, übernahm Max Schmalz die Amtsgeschäfte des Bürgermeisters. In seiner Amtszeit wurde die Waldgemeinschaft gegründet, ein Kindergarten eingerichtet und eine landwirt­schaftliche Berufsschule eröffnet. Der Landhandel bekam 1956 sein eigenes Haus, und durch den Bau des Landambulatoriums wurde die medizinische Betreuung der Passower Bürger wesentlich verbessert. Außerdem entstanden weitere Siedlungshäuser. Das Material für den Bau dieser Häuser musste z.T. aus Schwedt herangeschafft werden, wo es aus den Kriegstrümmern geborgen wurde.
Mit der Industrialisierung Schwedts entstand durch den Kiesabbau für den
Eisenbahndamm Passow – Stendell der „Baggerpfuhl“, der nach 1959 zur N aherholung genutzt wurde. In dieser Zeit begann die Kollektivierung der Landwirtschaft. In Passow wurde am 17.02.1955 eine LPG Typ III gebildet. Der erste Vorsitzende war Fritz Marquard. 93 Bäuerinnen und Bauern traten der LPG bei und bewirtschafteten eine Fläche von 836 ha. Etwas später erfolgte die Gründung einer LPG Typ I. Vorsitzender wurde Herrmann Kegler.
Mit der Gründung des Gemeindeverbandes Passow – Zichow am 20.07.1975 erlangte unser Dorf als Zentralort eine große Bedeutung. Vorsitzender des Gemeindeverbandes und zugleich Bürgermeister des Ortes war Werner Melcher. Während seiner Amtszeit entwickelte sich Passow zu einem zentralen Schulort. Dazu trugen der 1970 übergebene Schulergänzungsbau und die Einrichtung eines polytechnischen Kabinetts entscheidend bei.
1974 erfolgte die Eingemeindung Wendemarks als Ortsteil von Passow. Folgende Übersicht weist auf die interessante Geschichte Wendemarks und des Passower Bahnhofs hin:

OT Wendemark
1354  wahrscheinlich mit dem Kloster Gramzow an Pommern abgetreten
1573  im Zusammenhang mit der Bewirtschaftung von Briester Bauern „in der Wendemark“ erstmalig erwähnt
1731  Auf Vorschlag des Beamten von Gramzow wird ein neues Vorwerk auf der Wüsten Feldmark Wendemark errichtet.
1736 gehören zum Vorwerk Wendemark 1017 Mg. Acker, 380 Mg. Wiese
(durch Räumung der Randow, gute Hutung), 60 Kühe, 30 Stck.
Güstevieh, 800 Schafe, 4 neu erbaute Tagelöhnerwohnungen 1855    wohnen u.a. im Vorwerk: 2 Häusler, 1 Gastwirt, 1 Schankwirt,
1 Restaurateur, 1 Bäcker, 1 Lohnfuhrwerk mit 2 Pferden
1882  wird von einem großen Besitz gesprochen (3323 Mg.)
1897  gibt es in Wendemark einschließlich Bahnhof Passow 1 königl. Domänenpächter, 1 Inspektor, 1 Lehrer, 1 Bahnhofsvorsteher, 1 Bahnhofswirt, 1 Gastwirt
1932  Domäne Wendemark (809 ha) wird aufgesiedelt (48 Siedlerstellen),
6 Bauern mit je 20 ha, 23 Bauern mit je 15 ha, 13 Rinderspannstellen mit je 7,5 ha, 2 mit je 9 ha, 3 Handwerkerstellen mit je 3 ha, 1 Gärtnerstelle mit 5 ha; 20 Gehöfte entstehen neu, 28 aus vorhandenen Gebäuden

1951  entstehen aus der Bodenreform 22 Betriebe mit 1 – 5 ha (zus. 76 ha)
1953  Gründung der LPG, die sich 1953 wieder auflöst
1958 VEG(K) Wendemark mit 33 Beschäftigten und 249 ha LN
1960  LPG Typ I (31 Mitglieder, 441 ha), 1976 mit der LPG Zichow vereinigt
1974  eingemeindet in Passow
Einwohner:
1774 52
1946 580
1996 216

OT Passow-Bahnhof
1843 Anlage von Wohn- und Wirtschaftsbauten am Bahnhof Passow (als Wohnplatz von Wendemark)
1860  sind aufgeführt: 1 öffentl., 5 Wohn- und 11 Wirtschaftsgebäude weiter siehe OT Wendemark
1974  erfolgt die Eingemeindung zu Passow
Einwohner:
1885: 85
Durch die Schaffung von Großbetrieben der Landwirtschaft und des Bauwesens erfolgte ein Strukturwandel und ein Ansteigen der Einwohnerzahl. Kindergarten und Schule reichten nicht mehr aus, und es fehlte an Wohnraum. Der Wohnungsbau in der Schulstraße begann.
Am 1. Juni 1976 fand die Einweihung einer neuen Schule und einer Kinderkombination (Kindergarten und Kinderkrippe) statt.
Außerdem entstanden in dieser Zeit mehrere Eigenheime und eine Turnhalle. Passow nahm teilweise „städtischen Charakter“ an. Mitte der 80er Jahre wurde die alte Gaststätte abgerissen und dafür ein Freizeitzentrum (Gaststätte mit großem Saal, Jugendclub, Kegelbahn, Sauna) aufgebaut.
Außerdem entstanden auch neue Siedlungszentren, bebaut mit Eigenheimen. So das um 1980/81 besiedelte Wohngebiet „Am Falkenberg“. Zu dieser Zeit war Herr Mahlke Bürgermeister.

Aus der jüngsten Geschichte wäre zu erwähnen, daß der von Leipzig ausgegan­gene gesellschaftliche Umbruch erst vier Wochen später in unserer Gemeinde zur Kenntnis genommen wurde. So fand die erste Veranstaltung diesbezüglich erst am 10.11.1989 in der Kirche statt. Vieles veränderte sich. Die LPG bildete sich in eine Agrar-Handelsvereinigung um. Ein Bauer (E. Kielblock) arbeitete wieder selbständig. Erster Bürgermeister nach der Wende wurde Herr Henke.
In den Jahren der Marktwirtschaft konnten dank großer Fördermittel wichtige Baumaßnahmen durchgeführt werden: Anschluss aller Haushalte an die Wasserversorgung und Kanalisation, Verlegung von Erdgasleitungen, Ausbau des Telefonnetzes, Restaurierung des Kirchturmes, der die Kirche umgebenden Feldsteinmauer, Pflasterung des Lindenweges und der Gartenstraße.
1995 wurde die gesamte Ortsdurchfahrt erneuert. Die im Jahre 1935 erbaute Straße mit Granitsteinpflaster war dem starken Verkehr nicht mehr gewachsen. Eine neue Bitumenstraße, Bürgersteige, Radwege und eine Straßenbeleuchtung entstanden. Außerdem begann die Modernisierung der meisten Wohnblöcke in der Schulstraße. Neue Eigenheime wurden errichtet, viele Betriebe gründeten sich in der Gemeinde. 1995 wählten die Einwohner von Passow Herrn R. Grambauer als Bürgermeister.

Quelle: Passow 1296 – 1996 – Festschrift zur 700 Jahrfeier, Herausgeber Gemeinde Passow, 1996